Drei Zahlen für die Ewigkeit - 356...........Es war ein triester Dezembertag, Dauerregen goß sich über der Region nieder. Eigentlich ein Tag bei dem man keinen Hund vor die Türe hetzt, geschweige den, selbst freiwillig einen Fuß nach draußen setzt. Hat man jedoch die selten Gelegenheit einen 42 Jahre alten Porsche zu besichtigen, spielen die meteorlogischen Bedingungen keine Rolle mehr. Und wenn`s Katzen hageln sollte, für Automobilisten mit Leib und Seele wie wir es sind, gibt es da kein Halten mehr. Mit einem leichten Kribbeln im Bauch, das sich immer einstellt wenn wir eine Automobile Rarität zu Gesicht bekommen, begaben wir uns in die Tiefgarage. Na ja, was heißt Tiefgarage - die Bezeichnung Alterswohnsitz für eine Ansammlung automobiler Raritäten, ist wohl die korrektere Bezeichnung. Da standen sie - alte Haudegen des Automobilbaus. Jeder für sich auf seine eigene Art und Weise eine Schönheit. Ruhig, gelassen, der Dinge harrend die da auf sie zukommen. Dazwischen er, auch im abgedeckten Zustand unverkennbar. Das erste Auto das den Schriftzug Porsche auf dem eleganten Blechkleid trug. Der 356, der Beginn einer großen Marke, die bis zum heutigen Zeitpunkt führend und wegweisend auf dem Sportwagensektor ist. PORSCHE! Schon beim Kartenquartett war man stolz wie Oskar einen Porsche zu haben, und jetzt stand dieser 42 jährige Veteran in Original vor uns. Gänsehautfeeling breitet sich schubweise über dem Körper aus, ein kalter Schauer der Erregung läuft einem über den Rücken. Behutsam wird das maßgeschneiderte Paletot abgenommen. Im großen Radius wird der Entblöste umkreist und in Augenschein genommen. Während des Betrachtens erzählt uns sein Besitzer, der ihn seit 14 Jahren sein Eigen nennt, seine Geschichte. Eine bewegtes Leben hat er hinter sich, der Porsche. 1959 verließ er die Hände des Schöpfers Ferry Porsche, um sich per Schiff auf große Reise über den Teich, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu begeben. Dort scheint er sein Dasein bis 1987 in dem trockenen, sonnigen Bundesstaat Kalifornien verbracht zu haben. Das trockene Klima und die geringe Luftfeuchtigkeit sind für Autos ,die noch nicht über einen verzinkten Rahmen oder Karosserie verfügen wie ein Jungbrunnen. Dem Erhalt der Karosserie nach zu schließen genoß er die Sonnenkur in vollen Zügen. Dementsprechend gut ist seine Substanz. Sein Zustand ist zwar nicht mehr Original, stellenweise wurde er geliftet und auch schon mal komplett lackiert. Es stellt sich jedoch die Frage ob diese Tatsache positiv oder negativ ist. Ist es nicht genau dieser Umstand, der es einem ermöglicht einen solchen Oldtimer zu erwerben und ohne Schweißperlen auf der Stirn auf öffentlichen Straßen zu bewegen. Mit einem Exemplar in Originalzustand Note 1 kann es doch keinen Spaß machen. Ständig lebt man in der Angst einen Unfall zu haben und sei`s auch nur ein kleiner Blechschaden. Da ist doch entspanntes Flanieren nicht möglich, man fühlt an jeder Straßenecke die Gefahr lauern. Man um den Genuß einer Ausfahrt beraubt und die ist für Fahrer und Passanten gleichermaßen ein aufregendes Ereignis. Trotz seines hohen Automobilalters hat dieser 356 A bis heute nichts von seiner charismatischen Ausstrahlung verloren. Gerade in der heutigen Zeit wo Cw- Wert und Funktionalität immer mehr das Design eines Auto's prägen, und alles mehr zu einem Einheitsbrei verschmilzt, ist es ein Genuß und eine Schmeichelung für's Auge, solchen historischen Glanzlichtern des Automobilbau's zu begegnen. Das gewölbte Dach, die steil im Wind stehende Frontscheibe, das steht's einem stets zulächelnde Gesicht und die geschwungene Stoßstange, laßen den Blick ungehindert über die Karosserie schweifen. Die Linienführung ist harmonisch und stellt sich wie aus einem Guß dar. Es war die Aera der geschwungenen Formen und Rundungen. Die damaligen Automobilbauer waren Pioniere, Konstrukteure und Designer in einem. Sie benötigten kein Studium , das waren Vollblut - Automobilisten. Porsche war einer der Größten und Besten seiner Zunft. Das Interieur ist wie für die damalige Zeit üblich nur mit Notwendigem ausgestattet und stellt sich aufgeräumt und sachlich dar. Immerhin um die Ladekapazität zu erhöhen und den Innenraum variabler zu gestalten, sind die Lehnen der Rücksitze einzeln umklappbar. Selbst in seiner spartanischen Form sieht das Armaturenbrett des 356A atemberaubend aus. Mal ganz ehrlich benötigt man mehr Instrumente?`Was man heutzutage an Informationen digital und sprachlich geliefert bekommt ist doch mehr verwirrend als informativ. Der 1600 ccm starke Motor ist frei von jeglichen Macken, Tücken und läuft wie am Schnürchen. Motor und Getriebe sind laut Angaben eines damaligen Werksmechaniker noch Original (!!!!). Auch die Wartung des Triebwerk macht richtig Spaß, sind doch sämtliche Aggregate ohne verwinden der Hand gut zugänglich. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dieser 356 A ist nicht nur für Puristen eine Augenweite und mit Sicherheit heiß begehrt.

1949 wurden bei der Firma Reuter in Stuttgart die ersten 500 Stahlkarosserien des 356 in Auftrag gegeben. Der Serienbeginn startete 1950, man rechnete mit 500 Einheiten. Die Erwartungen wurden jedoch bei weitem übertroffen. Pünktlich zum 25 Geburtstag der Firmengründung am 16.März 1956 wurde der Zehntausendste Produktionswagen präsentiert. Der beim 356A verbaute 1600er-Motor produzierte 75 PS. 35PS mehr als der erste Motor des 356. Jeder Leistungszuwachs war selbstredend mit Veränderungen am Fahrwerk ausgeglichen worden, nicht nur aus Komfort- und Sicherheitsgründen, sondern auch für eine bessere Strassenlage. Der Sportwagen wurde dadurch nicht zum verweichlichten Srassenkreutzer mit schlabbrigern Handling, sondern erwies sich in den meisten Situationen als geschmeidiger und vorhersehbarer in seinen Reaktionen. Für das Bremsen sind doppelte Auflaufbremsen vorne mit vergrößerten, gerippten Trommeln zuständig. Die Radgröße wurde beim A von 16 auf 15 Zoll verringert, was dem Wagen ein geduckteres Aussehen verlieh. Verchromte Felgen mit Zentralverschluß waren eine sportliche und außerst attraktive Ausstattungsvariante. Vom 356A, der von 1956-1959 gebaut wurde, verließen 5981 Exemplare(einschliesslich aller Karosserieformen) das Porsche-Werk. Glücklich, wer eines dieser seltensten Exemplare sein Eigen nennen darf, und sei`s nur um ab und zu in die Garage zu gehen und sich an dieser erotischen Form zu ergötzen.